“Dieses Feuerzeug habe ich im Herbst 2016 von meinem Onkel bekommen. Wir waren damals mit einer Gruppe von rund 15 Personen im polnischen Riesengebirge, um dort zu fasten. Kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Kaffee, kein Internet und natürlich auch kein Essen. Dafür Kräutertees. Singkreise. Rhytmussessions. Yoga. Sex und Sensuality. Mein Onkel, der das Retreat leitete, benutzte das Feuer um die Kerze im Gemeinschaftsraum anzuzünden, wo wir uns jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang zusammenfanden. Bis das Feuer schließlich alle war und er es mir im Tausch für ein billiges Einwegfeuer gab. Für mich waren jene Tage eine Zeit des Umbruchs. Es drängte mich vorwärts. Doch noch war mein Gepäck viel zu schwer, um vom Fleck zu kommen. Ich war voller Ängste, voller Vorurteile und Selbstzweifel. Und jede Ablenkung von diesem erbärmlichen Zustand war mir recht. Nun nimmt einem das Fasten aber eine Vielzahl von Möglichkeiten sich abzulenken. Man muss sich mit dem auseinandersetzen, was nun einmal da ist. Und man muss bereit sein etwas zu verlieren, wenn man gewinnen will. Als das Retreat vorbei war, hatte ich eine ganze Menge gewonnen.Eine neue Lebensperspektive beispielsweise. Und dieses Feuer. Kurze Zeit später packte ich meine sieben Sachen und zog nach Berlin, wo ich seitdem lebe. Das Feuer habe ich mittlerweile mit Gas aufgefüllt. Doch leider ist es ebenso eigenwillig, wie mein Onkel, von dem ich es bekommen habe. Manchmal funktioniert es einwandfrei. Manchmal ist es für Wochen nicht zu gebrauchen.“
Persönliche Facts