Herr H. war einer meiner ersten Klienten, als ich frisch nach dem Studium als Sozialarbeiterin in einer Pflegeeinrichtung anfing. Er war mit seinen 57 Jahren noch vergleichsweise jung, aber hatte einen Hang zu Bier, welcher ihm seine Situation einbrachte. Der Anfang mit ihm war schwierig, weil er eine ziemlich rotzige Art hatte, bereits diverse Erfahrungen mit Ämtern gemacht hatte und nun schon wieder irgendeine Sozialtante etwas von ihm wollte. Zwei, drei Anträge später, die wir gemeinsam stellten, konnten wir beide uns richtig gut leiden und so wurde ich zu seiner festen Ansprechpartnerin – egal um was es ging. Mit der Zeit erholte er sich und so wollte wieder zurück nach Hause, was in einer Pflegeeinrichtung eher unüblich ist. Wir kämpften gemeinsam darum, dass er wieder zurück in seine geliebte Wohnung im Prenzlauer Berg ziehen konnte und waren erfolgreich. Leider hatte er eine Woche, bevor es losgehen sollte, einen schweren Rückfall. Er trank nie harten Alkohol oder übermäßig viel – dennoch vertrug sein Körper keinen einzigen Tropfen mehr und die zwei Bier zum Abend waren der Tropfen zu viel. Er kam ins Krankenhaus und wenige Tage später zurück in die Einrichtung, in der er wenige Wochen später starb. Ich durfte ihn auch auf seinem letzten Weg begleiten und konnte bei ihm sein, als er starb. Nach seinem Tod wollte mir sein Bruder „die Wohnung“ zeigen, für die wir so viel gekämpft haben und die Herrn H so viel bedeutete. Als wir gemeinsam dort waren, sagte er, ich solle mir etwas als Andenken aussuchen und ich wählte diesen Kaktus.Herr H. war für mich ein echtes Berliner Original.
Persönliche Facts