“Die Freundschaft meiner Freundin Gudrun und mir währt jetzt schon seit 53 Jahren. Wir sind Jahrgang 1959 und 1961. Angefangen hat diese Freundschaft, als ich mit 6 Jahren nach Bahrdorf zog und ihre Nachbarin wurde. Quasi über den Gartenzaun sprach ich sie an. Wir haben unsere Kindheit und Jugend miteinander verbracht, unser Erwachsenwerden und die Zeit bis jetzt. In den Jahren 1980 bis 1991 wohnte meine Freundin in Berlin. In diesen Jahren besuchte ich sie einmal im Jahr und wir schrieben uns lange Briefe und Postkarten, „Pokas“, wie wir sie nannten. Das Besondere an den Pokas war – sie waren selbst geklebt, keine gekauften. Meist bezogen sie sich auf ein Thema, das uns gerade beschäftigte, und so entstanden ganze „Serien“. Die Pokas fielen auch aus der Norm. Sie waren mal besonders klein, mal besonders groß, mal wurde eine beklebte Dose verschickt, mal ein ausgeschnittener Fisch aus einer Zeitschrift. Die Briefmarken nannten wir Paula, Leo oder Rahel, je nachdem wer abgebildet war. Wir machten uns einen Spaß daraus, sie in andere Ecken der Pokas zu kleben, in Erwartung, dass der Poststempel sie nicht erwischt und sie noch einmal auf Reisen gehen konnten. Die Pokas hatte ich schon mal in Rahmen, nach Themen geordnet, an der Wand hängen, jetzt bewahre ich sie in einer großen Kiste auf. Ich stöbere manchmal in ihnen und dann fallen mir alle Geschichten wieder ein, das Thema, die Orte, die Briefe. Wenn wir verreisen, muss die andere natürlich Pokas schicken. Und noch heute sammeln wir die Werbekarten, die man kostenlos bekommt, um daraus eine Poka zu basteln. Wir wohnen nach mehreren Umzügen nunmehr nur noch drei Kilometer auseinander, und ich freue mich trotzdem über jede Poka. Sie alle sind Bestandteil unserer Freundschaft, die nichts und niemand auseinanderbringen kann.“
Persönliche Facts