Respekt vor der Geschichte unserer Stadt

Autorin: U.P. aus Lübeck

Eine Geschichte über Respekt

Über das Zeichnen verschaffe ich mir einen besonders innigen Zugang zur Atmosphäre der Stadt. Ich liebe es, mich in ihr treiben zu lassen. Mich von Düften, Klängen, Geräuschen, Gesprächsfetzen oder schemenhaft verschwindenden Figuren in breite, lichtdurchflutete Straßen, verborgene Gänge und versteckte Hinterhöfe locken zu lassen und dort zu verweilen, wo mein Blick an einem besonderen Detail haften bleibt.

Schon gleitet mein Stift über das Papier meines Skizzenbuchs, nach und nach erschließt sich mir das ganze Gebäude. Farbe kommt hinzu. Ein Kind fragt mich, was ich da tue und warum. „Ich mag das Haus. Schau dir diese besondere Fassadenfarbe an. Sieh nur, wie ungewöhnlich die Fenster angeordnet sind. Das hat sich bestimmt so ergeben, weil das Haus schon sehr alt ist und über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut wurde.“ Das Kind bemerkt, dass einige Fenster oben spitz sind und einige rund und schon unterhalten wir uns über die unterschiedlichen Baustile.

Die Großmutter kommt hinzu und erzählt, dass es im Inneren des Hauses wunderschön bemalte Bretterdecken aus dem 17. Jahrhundert gibt, die sie dem Kind jetzt zeigen möchte. Beglückt von zwei Stunden intensivem Beobachten und Zeichnen eines das Stadtbild prägenden Gebäudes, schließe ich mein Skizzenbuch und freue mich über meinen neuen Schatz. Ich werfe noch einen letzten komplizenhaften Blick auf das Gebäude und lächle.

Über das Zeichnen verschaffe ich mir einen besonders innigen Zugang zur Atmosphäre der Stadt…

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