Ein zweiter Ibis

Wert: Respekt
Autorin: E.H. aus Lübeck

Es gab da dieses wunderbare Geschäft „Die Beduinen“, ein Ort aus „1001 Nacht“: wie in prunkvollen Nomadenzelten waren dort die prächtigsten ägyptischen Stoffe, Teppiche, Möbel, Lampen, Gläser, Schmuck und andere orientalische Schätze von der Inhaberin Gunna in Szene gesetzt.

Sie und ihr Mann Aladin waren äußerst gastfreundlich, daher besuchte man „Die Beduinen“ auch, um mit beiden in dieser traumhaften Atmosphäre einfach nur Tee zu trinken, zu reden und sich satt zu sehen. Eines Tages, als wir dort saßen, betrat eine Frau mit Kinderwagen das Geschäft – sie wolle sich nur umschauen.

Ja, gerne! Nach einer Weile stand Aladin auf, unternahm einen Rundgang durch die Räume, um dann der Mutter mit dem Kinderwagen die Tür aufzuhalten und sie freundlich zu verabschieden.

Er setzte sich wieder zu uns und erzählte, dass er beobachtet hatte, wie die Frau eine Ibis-Figur im Kinderwagen hatte „verschwinden“ lassen. Bei seinem Rundgang hatte er der Ladendiebin daraufhin einen zweiten Ibis unter die Kinderdecke gelegt. Auf elegante Weise hat er der Frau die Peinlichkeit des Ertappt-Werdens erspart und sich selbst Respekt verschafft – durch seine Großzügigkeit.

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