Das Textfeld, in das ich schreibe ist mit "Es war einmal..." überschrieben. Das wünsche ich mir schon jetzt, erst wenige Tage, nachdem unser Leben wie wir es kennen, zum Erliegen gekommen ist. Für gewöhnlich ist mein Werkzeug auch der Rechner und eMails, Excel-Tabellen und Präsentationen sind Basis meiner Arbeit, mit der ich meine Partner und Kunden in Sachen der Nachhaltigkeit unterstütze - eine Unterstützung, die derzeit nicht gefragt ist. In "meinen" sozialen Medien bieten die ersten der Stunde nun Hilfe an, um im Home-Office zu überleben, andere teilen im gefühlt minütlichen Takt Horrornachrichten, Memes, Hilfeaufrufe jeglicher Art oder posten schlichtweg Bilder ihrer Haustiere und Kinder im häuslichen Umfeld - scheint für den einen oder anderen Meilensammler und Businesstraveller eine ganz neue, vielleicht vergessene Erfahrung. Erschreckend. Ich lese von Menschen, die es ohne Krise schon schwer genug hatten, die abgehängt sind von der (medialen) Konsumgesellschaft und denen die eigenen Versorgung nun noch schwerer fällt - deswegen engagiere ich mich bei der Berliner Tafel und treffe auf das echte Leben. Menschen, die einfach machen und nicht schnacken, die in chaotischen Zuständen (Gewohntes steht nicht mehr zur Verfügung, bricht weg und die Rahmenbedingungen waren ohnehin schon hoffnungslos desolat) ihr Bestes geben. Ich habe also meine Komfortzone verlassen und bin mittendrin und es fühlt sich auch so an - ich fühle eine gewisse Distanz zu meiner Umgebung, lege trotzdem los. Die Arbeit ist ungewohnt, sie strengt (körperlich) an aber sie macht glücklich, denn ich habe beinah vergessen wie es ist, mit meiner Hände Arbeit ein Ergebnis zu erzielen, ein Ergebnis, das Menschen hilft, das ihnen Lebensmittel und -notwendiges bringt. Das fühlt sich gut und noch stehe ich mitten in diesem Prozess zwischen meinem Schreibtisch und dem Konferenzraum und dem echten Leben der anderen. Wie anders sind sie, wie anders bin ich? Ich bin gespannt auf den Rückblick auf diese Zeit - was bleibt, was ändert sich, was lerne ich? Fortsetzung folgt vielleicht.