Es ist noch eine Woche bis zu meinem Kampf in Phattaya und ich sitze in meinem Zimmer, dass ich mir mit Sean teile, einem Kanadier, der schon seit mehr als fünf Jahren in Ubon Ratchathani, einer der größten Städte in Thailands Nordosten lebt und professioneller Thaiboxer ist. Jordan und Jacob, die mit mir im gleichen Camp trainieren, und im Zimmer nebenan wohnen, klopfen an der Tür. Sie kommen herein und überreichen mir eine Halskette mit einem kleinen Buddhaanhänger. Ich hätte mich auf den bevorstehenden Kampf hart vorbereitet meinen sie und möchten mir daher dieses Buddha-Amulett, was sie in einem der Tempel in der Nähe unseres Camps gekauft haben mit auf den Weg geben. Das Amulett soll mich im Ring beschützen und wird einen Tag vor dem Kampf und am Tag des Kampfes getragen, bis es kurz bevor der Gong für den Start der ersten Runde erklingt abgenommen wird.
An die Übernatürlichen Kräfte des Amulettes glauben die wenigsten der ausländischen Kämpfer in Thailand, dennoch sieht man die meisten diese tragen, wenn sie in die Arena einlaufen und in den Ring steigen. Ebenso, wie sich eine Mutter am Muttertag nicht selber Blumen schenkt, sind Halskette und Buddha-Anhänger Dinge, die man sich nicht selber kauft, sondern unter Thaiboxern, als Geste des Respekts und der Freundschaft überreicht werden.
Für mich persönlich ist das Amulett neben einem Zeichen der Anerkennung der Beiden, eine Erinnerung an meine Zeit in Thailand und die Menschen, die es mir damals gaben. Jordan und Jacob haben sich für ein Leben abseits von Karriereleitern und angesehenen Schulabschlüssen, viel Geld und Sicherheit entschieden und eigene Definitionen ihrer Lebensinhalte geschaffen. Ich kenne keine andere Person, in der ich so viel Lebenslust sehe, wie in den beiden und dass, obwohl sich die beiden in regelmäßigen Abständen treten lassen müssen und Cuts ins Gesicht geschlagen bekommen, dafür kaum Geld verdienen und wenig Luxus haben, sechs Stunden am Tag trainieren und sich ein 14 Quadratmeter großes Zimmer teilen müssen.