Offenheit

Dantons Tod

Dantons Tod

Ein Freund von mir war vor 20 Jahren für einige Zeit Schauspieldirektor am hiesigen Theater. Seine erste Inszenierung ließ eine Schauspielerin nur mit einem Schaumkleid bedeckt über die Bühne laufen, vermutlich gefiel das nicht allen, vor allem nicht dem Feuilletonisten unserer Zeitung. Vielleicht ein halbes Jahr später kam die Inszenierung "Dantons Tod" von Georg Büchner, und der offizielle Kritiker muss geradezu bewaffnet in das Theater gegangen sein. Seine Kritik war niederschmetternd. Die Stadt, also alle, die gerne den Kulturteil der Zeitung lesen, war außer Rand und Band, man redete über die jüngste Produktion am Theater, und alle gingen nun fleißig hin, hatten sich vorbereitet, das Stück gelesen und wollten wissen, was denn dran sei an dieser Kritik. Liebt man hier die Skandale oder will sich jeder seine eigene Meinung bilden? Ich weiß es nicht. Aber als kaum später an der Oper zeitgenössische Stücke gespielt wurden, kamen viele Besucher auch ein zweites Mal, weil sie das eine oder andere Stück beim ersten Durchgang noch nicht richtig verstanden hatten und sich eine zweite Chance geben wollten.

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