Als ich heute Morgen in der Zeitung den Artikel über Ihre geplante Ausstellung las, dachte ich sofort an meinen Memory Quilt. Für mich ist er von sehr großem Wert, denn er ist aus einem wohl einmaligen Projekt entstanden. 2003 habe ich im Internet weltweit nach Frauen gesucht, die eine bedeutsame Erinnerung aus ihrem Leben mitteilen und bewahren wollten, und zwar als Bildergeschichte in Form eines Patchworkblocks und gleichzeitig in schriftlicher
Form. Die Resonanz war überwältigend. 86 Frauen und 4 Männer aus24 Ländern aller Kontinente haben ihre Beiträge an mich geschickt. Aus den 84 Blöcken habe ich einen 3,5 m breiten und 2,2 m hohen Quilt genäht. Die Geschichten dazu kann man in einem Buch nachlesen. Freundschaft entsteht durch das, was uns eint. Die Liebe zum Patchwork hat weltumspannende Freundschaft ermöglicht. Bei den Kontakten per E-Mail, Telefon und sogar bei persönlichen Begegnungen zeigte sich eine spontane Vertrautheit und Nähe, die mich sehr berührt hat. Selbst mit einer Teilnehmerin von den Cook-Inseln kam es zu einem Treffen in Frankreich, und es war so, als würden wir uns schon sehr lange kennen.
Freundschaft wird dadurch gestärkt, dass wir das tolerieren und akzeptieren, was uns unterscheidet. Aber das ist weniger, als wir vielleicht glauben. Wie sonst wäre es möglich, dass so viele Menschen unterschiedlichster Herkunft an einem Projekt teilnehmen und ihre bewegendsten, intimsten, oft schmerzhaftesten Erlebnisse mitteilen? Und sich von Dingen trennen (hier alte Textilien, Kleidungsstücke), die für sie eine große Bedeutung, einen großen Wert haben?