Mut

 Theatermaske

 Theatermaske

Von Haus aus bin ich schüchtern.
Schon in der Schule war es für mich immer eine große Überwindung, vor der Klasse zu sprechen. Auch in anderen Gruppen, bei Familientreffen oder beim Fußball, habe ich immer gehofft, dass mich niemand vor der Gruppe direkt anspricht. Am liebsten wollte ich in Gespräche mit der Anderen unsichtbar sein.
2016 bin ich dann nach Deutschland geflohen und konnte kein Wort Deutsch. Es war mir klar, um eine andere Sprache zu lernen, muss ich viel sprechen. So besuchte ich einen Deutschkurs und lernte die ersten Grundlagen. Aber der Alltag war nicht leicht. Ich hatte Angst fremde Menschen anzusprechen; Angst unhöflich zu sein oder jemanden, ohne es zu wollen, zu beleidigen.
So blieb ich lange stumm.
Eines Tages kam meine Deutschlehrerin auf mich zu: „So kann das nicht weitergehen. Du musst lernen mehr zu sprechen. Ich habe eine Idee: Du spielst Theater!“
Ich — öffentlich sprechen —vor anderen Menschen — auf Deutsch?! Das war so ziemlich das letzte, was ich mir wünschte. Aber sie ließ nicht locker und fragte immer wieder nach. Schließlich fasste ich mir also ein Herz und ging zur ersten Probe.
Acht Monate später konnte ich nicht schlafen. Es war die Nacht vor unserem Auftritt im Deutschen Theater Berlin.
150 Menschen wurden erwartete und beim Gedanken daran, rutschte mir das
Herz in die Hose.
Angstschweiß — Scheinwerferlicht — Applaus – ich hatte es geschafft!
Erleichtert und auch ein wenig stolz begrüßte ich meine Freunde nach dem Auftritt.
Bis heute kostet es mich Überwindung vor anderen Menschen zu sprechen, aber mit jedem Mal wird es ein bisschen besser.

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