Während meiner Ausbildung zum Diakon hatten wir mit unserer Jahrgangsklasse ein Sommerpraktikum im sozialen Bereich zu absolvieren. Wir hatten uns mit der Aktion Sühnezeichen zu einem Einsatz in Theresienstadt entschlossen. In Vorbereitungsstunden lernten wir unseren Aufgabenbereich kennen und erfuhren, dass Theresienstadt aus zwei Bereichen bestand: Die kleine Festung und die eigentliche Stadt, das Ghetto – bekannt unter dem Slogan „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“.
Die Haupttätigkeit bestand in der Pflege der Außenanlagen, aber auch in Reparaturarbeiten im Ghetto und im Zellentrakt der kleinen Festung. Hier wurden KZ-artig unter unwürdigsten Bedingungen die Menschen drangsaliert, gemartert und hingerichtet.
Es war für uns eine sehr belastende, aber lehrreiche Zeit, da wir auch Kontakte zu ehemaligen Häftlingen der kleinen Festung bekamen und zu Überlebenden des Ghettos.
Für mich war dieser Aufenthalt so tiefgreifend, dass ich mich entschloss, mich intensiver mit der Geschichte des Judentums und der jüdischen Religion zu befassen.
Bis zum heutigen Tage fühle ich mich als Christ verpflichtet, Verständnis für unsere Schwesterreligion zu vermitteln, und mich dafür einzusetzen, dass sich diese grausame Geschichte nicht wiederholt.
Die Dankesgabe – das Buch über Theresienstadt – ist für mich eine stete Erinnerung an diese Verpflichtung.