Als im August 2016 das Integrations-Café „Aller-Café“ eröffnet wurde, gründete ich dort einen neuen arabisch-deutschen Lerntisch. Neben vielen schönen Augenblicken gab es dann plötzlich ein schreckliches Unglück: Ein Flüchtling, der 20-jährige Yacouba Meite von der Elfenbeinküste, ertrank im 25. Juli 2017 im Bernsteinsee von Stüde (Kreis Gifhorn). Ich kannte ihn nicht, aber der Gedanke, dass dieser Mensch nur sterben musste, weil er nicht „auffallen wollte“, und deshalb einen gemeinsamen und gefährlichen Strandabschnitt des Bernsteinsees betrat und er auch nicht von anderen Badegästen gewarnt wurde, sondern im Gegenteil, sogar von einigen Badegästen nach seinem Tod auch noch verhöhnt wurde, ließ mir keine Ruhe. Im Aller-Café schlug ich vor, dass man mit einer Badeanstalt eine Kooperation machen sollte, damit die Flüchtlinge dort schwimmen lernen. Das Aller-Café erwiderte, dass sie schon bei verschiedenen Badeanstalten angefragt hätten, aber die Bäder es ablehnen würden den Flüchtlingen Kurse anzubieten. Daraufhin ging ich zu einer mir genannten und sprach dort den Manager des Bades an. Er bestätigte mir, dass man keine Schwimmkurse für Flüchtlinge anbieten würde, da sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Ich konnte ihn auch nicht umstimmen. Nachdem ich dann die örtliche Zeitung davon in Kenntnis setzte, änderte sich die Einstellung des Managers und es wurden Schwimmkurse für die Flüchtlinge geplant. Wir besuchten dann mit den Flüchtlingen an drei verschiedenen Tagen die Badeanstalt und bereiteten sie auf die zukünftigen Schwimmkurse vor, wobei natürlich das unterschiedliche Frauenbild zwischen den Kulturen eine sehr große Rolle spielte. Die Eintrittsgelder übernahm ich und sorgte auch für die Badesachen, da es mir wichtig war, sofort zu beginnen, solange das „Eisen noch glühte“. Parallel hierzu gab es dann im Aller-Café auch eine theoretische Unterweisung über die Gefahren des Schwimmens in Baggerseen. Die Begleitung der anschließenden Schwimmkurse erfolgte dann durch die Ehrenamtlichen des Aller-Cafés, die Kurse werden auch heute noch durchgeführt. Es gab nie Probleme im Bad und die Flüchtlinge sind heute ganz normale Bade gäste, wie alle anderen auch. Einige Flüchtlingskinder zeigten mir dann auch bald ganz Stolz ihr „Seepferdchen“.
Wer weiß, vielleicht hat dieses Seepferdchen auch schon Leben gerettet. Seit dem ist kein Flüchtling mehr im Kreis Gifhorn ertrunken.