Wir waren eine tolle Truppe: Drei Frauen und fünf Männer. Die Frühschicht ging von halb drei nachts bis zehn Uhr früh, wenn es gut lief, nur bis acht. Hatte einer von uns ein Familienfest, wurde das Rührwerk kurz abgeschaltet und die fette Schlagsahne abgeschöpft. Bei gutem Futter konnte die Milch 6% Fett haben. Wir waren unsere eigenen Leute. Da konnte sich der Brigadier den Mund fusselig reden. Cotta, ein Dorf 30 km südöstlich von Dresden. Wir kamen selten in die Stadt, sagt Regina, wir hatten doch alles. Zu Weihnachten gab es von der LPG 10 Kilo Rindfleisch. Die 180 Milchkühe kannten den Weg von der Weide zum Stall. Wenn wir spät dran waren, rannte die Herde durch den Elektrozaun, um gemolken zu werden. Regina arbeitete im Bereich der Milchviehwirtschaft als Melkerin. Die drei Kinder schliefen, wenn sie arbeitete. Oma wohnte mit im Haus, Mann Ebbi war oft auf Montage. Morgens brachte die Nachbarstochter die Kinder mit dem Fahrrad zur Kita, eins auf dem Gepäckträger und eins vorne im Korb. Da gab's nichts: Das hat alles funktioniert. Wir waren um die 15 bis 25 junge Leute im Dorf. Wir waren mit unserem Leben zufrieden. Zweimal im Jahr gab es drei Wochen Urlaub, das war selbstverständlich. Im Sommer Zelten an der Ostsee, eine Mark pro Tag für den Campingplatz. Ferienlager für die Kinder. Gute Jahre. Regina war 18, als sie auf dem Betrieb der Genossenschaft anfing. Die drei Kinder bekam sie mit 20, 23 und 27. Wir waren ein toller Haufen, hatten Spaß. Nachts ging es auch mal spontan zum Nacktbaden im See. Wir waren frei. Alle kamen mit. Da gab's nichts! Wir haben uns zum Grillen getroffen, jeder brachte was mit. Ein selbstgebackenes Brot, Wurst, eine Kiste Bier. Und wenn es anfing zu regnen, zogen wir in die Garage. Zum Schluss gab es Kakao-Nuss-Likör. Es war unkompliziert. Am Morgen danach kamen alle zum Aufräumen und Resteessen. Wenn jemand von uns ein Problem hatte, waren alle sofort da zum Helfen. Da gab's nichts. Wenn einer mal ausgeschert ist, haben wir ihn in die Schranken gewiesen und zurück in die Gemeinschaft geholt. Einer für alle, alle für einen. Da gab's nichts. Wir standen füreinander ein. Wir haben zusammengehalten. Wir waren ein toller Haufen. 1969 bis 1989: Ich möchte keinen Tag missen!