Mit der Wende verbinde ich meinen familiäres Schicksal. Ein gedehnter Schmerz. Zur Wende war ich relativ klein, kann mich aber gut erinnern. Meine Eltern sind bei von ’59, hatten also eine Prägung von der Zeit der DDR. Meine Mutter war Friseurin. Da hatte man in der DDR gute Verbindungen, eigentlich die Besten. Sie hatte sich nach der Wende direkt selbstständig gemacht. Über Kontakte haben Bekannte eine komplette Ausstattung für den Salon rübergebracht. Somit hatte meine Mutter schnell ein gut laufendes Friseurgeschäft. Sie hat zusätzlich einen Meister gemacht und war gefragt. Bei meinem Vater war es anders. Er war Landmaschinenschlosser in der Region. Das ging dann noch eine Weile, war dann aber schnell vorbei. Die gewohnte Sicherheit der Arbeit war weg. Am Ende hatte das schwerwiegende Auswirkungen. Die Energie, die meine Mutter brauchte, um ihre Selbstständigkeit auszuleben, und die Energie, die mein Vater hatte, konnten nicht mehr miteinander funktionieren. Es gab Ungleichgewichte. Besonders durch die ständigen Arbeitsplatzwechsel meines Vaters. Er war damit einfach überfordert. Das endet in einem Rosenkrieg. Das hatte was mit den Ansprüchen ans Leben und der Arbeitssituation zu tun. Mich hat als Kind immer die Angst begleitet, dass sich meine Eltern trennen – unterbewusst. Die Trennung wäre wahrscheinlich auch schon so kommen, aber das meine Mutter eine so große Entfaltung findet und meinen Vater in einen Absturz, kann man auf jeden Fall auf die Wende rückdatieren. Für mich als junger Mensch war das Hören von Musik das Wichtigste, Ausgehen, Menschen kennenlernen und so weiter. Mein höchstes Entwicklungsgut ist die Freiheit. Dafür kämpfe ich jetzt noch - für mein und unsere Kinder. Ich glaube, in der DDR wäre es anders verlaufen. Deswegen bin ich auch dankbar. Das habe ich zur Wende mit 8 oder 9 nicht gecheckt, aber mit 15 schon.