Unter Authentizität verstehe ich, dass man eine Haltung aus persönlicher Überzeugung einnimmt und sich nicht von den Konventionen des Mainstreams beeinflussen lässt. Im Hip Hop heißt es „stay true to the game“; d.h. sich selbst und der Kultur treu sein. Dazu gehört, dass man eigene Erkennungszeichen und Statussymbole verwendet, die häufig mit dem Massengeschmack clashen. Das können Tags an der Hauswand, 24“-Felgen, aber auch personalisierte Gold-Medallions sein.
Grenzen zwischen Legalität und Illegalität verlaufen im Hip Hop fließend. Man dokumentiert den wirtschaftlichen Erfolg mit Statussymbolen, die laut und ausdrucksstark sind und für deren Kauf es keine rationale Erklärung gibt. Hip Hop ist eine Kultur der Emanzipation sozial benachteiligter Gesellschaftsschichten. Entsprechend demonstrativ sind auch deren Symbole. In diesem Fall ist es eine 750er-Weißgold-Kette mit einem Medallion von Jacob&Co mit 48 lupenreinen 0,1 Karat-Brillanten. Das „E“ ist mein altes Tag-E, mit dem ich mich früher auf Häuserwänden verewigt habe. Sie spiegelt insofern mein authentisches Ich auf mehreren Ebenen wider.
Die Kette ist auch ein Statement gegen den Bescheidenheitsethos, der mir von klein auf eingetrichtert wurde. In Norddeutschland dokumentiert man seinen Status mit subtilen Hinweisen auf seine kulturelle Expertise und seine Kennerschaft des guten - möglichst dezent-unaufdringlichen - Geschmacks. Meine halb-russischen Wurzeln haben das nicht immer verstanden. Die Kette ist daher ein Ausdruck meiner inneren Haltung, die den konventionellen Mainstream ablehnt und ihm: „I don’t give a fuck“ ins Gesicht schreit.
Edwin Strauß