Mit 16 habe eine Lehre als Modellbauer in dem VEB Betrieb meines Vaters begonnen. Ohne meinen Vater wäre ich dort nicht gelandet. Das war ein Vorzeigebetrieb in Sachen Parteizugehörigkeit. So war z. B. längere Dienstzeit bei der Armee erwünscht. Bis zur Wende habe ich dann über 10 Jahre an der Hobelbank gearbeitet. Meine Ambitionen waren gering – auch wenn ich immer wieder gefragt worden bin, ob ich mich weiterbilden möchte. Aber damit gingen auch andere Sachen einher wie Eintritt in die Partei. Das kam für mich nicht in Fragen. Zu der Zeit hatte ich auch schon eine Familie mit drei Kindern. Wäre die Wende nicht gekommen, wäre ich in dem Job geblieben und hätte die Nischen genutzt, die das System geboten hat. Dann kam aber der große Umbruch. Es entstand eine Aufbruchsstimmung und es gab sehr viel Ungewissheit. Ich hatte mir in der Zwischenzeit schon Gedanken gemacht, wie es weitergehen kann. Frühzeitig habe ich zur Treuhand privat den Kontakt gesucht. 1991 kam dann die Zeit, in der die Treuhand die Betriebe verkaufte und Interessenten gesucht wurden. Mit zwei weiteren Mitstreitern haben wir uns um einen „Management Buy Out“ beworben. Das wurde allerdings abgewiesen. Der Betrieb war mit Grundstück ausgeschrieben. Das machte es lukrativ für Investoren. Das Grundstück sollte separat vom Rest der Firma verkauft werden. Bei der Treuhand meldete sich ein Strohmann aus Bayern für das Grundstück. Zwei weitere Personen sollten die Firma kaufen. Die Beiden sind allerdings kurz vorher abgesprungen. Damit war der Plan eigentlich gescheitert. Doch durch einen Fehler wurde das Grundstück trotzdem separat veräußert. Somit war das Grundstück verkauft und die Modellbaufirma stand noch da. Da erinnerte man sich bei der Treuhand, dass wir interessiert waren. So wurde uns ein gutes Angebot unterbreitet, die Firma zu kaufen. Und wir haben zugeschlagen. Die Belegschaft fand es gut, dass es jemand macht und die Arbeitsplätze weiter bestehen. Jeder hat sich dann auch voll eingebracht und viel mitgedacht. Ohne das Erfahrungswissen der Belegschaft hätte es gar nicht funktioniert. Die Zeit damals war undurchschaubar und kompliziert. Man hat ja damals auch eine gewisse Naivität gehabt. Ohne die hätte man manches gar nicht gemacht oder angepackt. Vorher hatte ich mir dahingehend relativ wenig zugetraut. Aber ich bin mit den Aufgaben gewachsen. Das war eigentlich – mit all den Höhen und Tiefen - eine gute Zeit. Jeder Tag war neu und aufregend!