Eva Weg zur Freiheit

Eva Weg zur Freiheit

Eine Geschichte von Verbundenheit und Verantwortung

Was bedeutet Freiheit, wenn man sie nicht nur für sich selbst, sondern für alle denkt? Im Dialog des Museums für Werte nimmt uns Eva Mörchen mit auf eine Reise. In den Räumen des BUM Berlin – einem Ort, der aus einem Protest gegen einen Google-Campus entstand – erzählt die Geschäftsführerin, wie sich ihr Verständnis von Freiheit von einer sorglosen Kindheit in den Bergen zu einer tiefen gesellschaftlichen Verantwortung gewandelt hat.

Der Link zum Podcast

 


 

Die Wurzeln: Eine Kindheit voller Freiheit in den Bergen

Eva Mörchens erste Begegnung mit Freiheit war wild, natürlich und selbstverständlich. Aufgewachsen auf einem kleinen Selbstversorger-Bauernhof in Südfrankreich, war ihr Leben von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur geprägt. "Wir hatten eigentlich kein Geld, aber wir haben Käse selber gemacht, Brot selber gemacht, riesen Gemüsegärten gehabt", erinnert sie sich.

Ein Gefühl von Lebendigkeit und Verbundenheit

Diese frühe Prägung definierte ihr ursprüngliches Freiheitsgefühl. Es war die Freiheit, einfach zu sein. "Meine Mutter hat erzählt, wir haben morgens die Tür aufgemacht, ihr seid rausgerannt und seid irgendwann abends wiedergekommen." Für sie bedeutet Freiheit bis heute ein tiefes "Gefühl von Lebendigkeit und Verbundenheit". Als Symbol dafür wählt sie ihr kaputtes iPhone – es steht für jene Momente, in denen sie so sehr im Augenblick ist, dass materielle Dinge ihre Bedeutung verlieren.

 


 

Der Wendepunkt in Berlin: Das Erwachen der Verantwortung

Der entscheidende Wandel in Evas Perspektive kam mit ihrer Arbeit im BUM Berlin und der täglichen Begegnung mit Menschen, die nicht dieselben Privilegien genießen wie sie.

Das eigene Privileg erkennen

Plötzlich wurde ihr bewusst, wie selbstverständlich sie sich durch die Stadt bewegte. "Mir ist nochmal auf einer anderen Ebene bewusst geworden, mit wie viel Freiheit ich mich eigentlich durch die Stadt bewege. Und das ist eine Freiheit, die ich gar nicht merke." Diese Erkenntnis führte zu einem radikal neuen Verständnis: Ihre persönliche Freiheit ist untrennbar mit der Freiheit anderer verbunden.

 


 

BUM Berlin: Freiheit als gelebter, solidarischer Raum

Dieses neue Verständnis manifestiert sich perfekt in ihrer Arbeit. Das BUM (Haus für Solidarität und zivilgesellschaftliches Engagement) ist selbst ein Symbol für erkämpfte Freiräume. Entstanden an dem Ort, an dem zivilgesellschaftlicher Protest erfolgreich einen Google-Campus verhinderte, ist es heute ein Ort für Initiativen, die sich für ein solidarisches Miteinander einsetzen.

Freiheit als Ressource weitergeben

Für Eva geht es nun darum, die eigene privilegierte Position aktiv zu nutzen. "Freiheit ist auch eine wahnsinnig schöne Ressource [...] Und auch zu überlegen, wo habe ich eine Freiheit, die vielleicht andere Leute nicht haben? Und wie kann ich vielleicht diese Freiheit nutzen?" Freiheit wird so von einem passiven Gefühl zu einem aktiven Werkzeug für gesellschaftliche Veränderung.

 


 

Fazit: Wahre Freiheit ist geteilte Freiheit

Eva Mörchens Geschichte ist eine kraftvolle Lektion darüber, was Freiheit im 21. Jahrhundert bedeuten kann. Es ist die Entwicklung von einem rein persönlichen Gefühl hin zu einem tiefen Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung. Sie zeigt, dass das Reflektieren der eigenen Privilegien der erste Schritt ist, um Freiheit nicht nur zu genießen, sondern sie bewusst zu teilen und für eine gerechtere Welt einzusetzen.

"Freiheit ist für mich unmittelbar mit der Welt verbunden und ich kann eigentlich nur frei sein, wenn alle anderen auch frei sind." - Eva Mörchen

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