Selbstverwirklichung

Kur in Bad Salzuflen

Kur in Bad Salzuflen

Ich bin Jahrgang 1939 und 3 Monate bevor Nazideutschland den 2. Weltkrieg vom Zaun brach geboren. Ich entstamme einer Arbeiterfamilie aus Jena. Mein Vater und meine Mutter arbeiteten im VEB Schott und Gen. Wir hatten keine Westverwandtschaft. Ich war von der „Wende“ nicht begeistert, weil ich durch meine Mutter und später von meinen Schwiegereltern wusste, dass Kapitalismus Arbeitslosigkeit bedeutet. Auch mein verstorbener Mann stammte aus einer Arbeiterfamilie. Während meiner Tätigkeit an der Semperoper, ich war zunächst beim Einlasspersonal beschäftigt, habe ich einige unangenehmen Begegnungen mit westdeutschen Besuchern gemacht, sodass sich meine Vorurteile gegen Bundesbürger verstärkt haben. 1997 stellte ich einen Antrag auf eine Kur. Diese wurde bewilligt und ich wird am 31.12.1997 abgeholt. Ich habe bis heute keinen Führerschein. Es ging in eine Kurklinik nach Bad Salzuflen. So kam ich zum 1. Mail „in den Westen“. Es war für mich ein kleines Abenteuer. Diese wunderschöne alte Stadt mit den Fachwerkhäusern der Saline, dem Kurpark und dem Soleschwimmbad. Ich nutzte die angebotenen Tagesausflüge und lernte dadurch einige umliegende Sehenswürdigkeiten kennen. Eines Tages studierte ich die Info-Tafel in der Kursklinik und las, dass ein klassisches Orchesterkonzert im Kurhaus stattfinden soll. Das war genau mein Geschmack. Beim Studieren der Tafel gesellte sich ein Kurgast dazu und wir kamen ins Gespräch. Am Tag des Konzertes trafen wir uns wieder und in der Pause und am Ende auf dem Heimweg tauschten wir unsere Eindrücke aus. Zwei Tage später am Vormittag, ich kam von einer Anwendung, saß dieser Herr im Foyer und klebte sein Etikett auf mein Behandlungsbuch, so erfuhr ich seinen Namen, die Adresse und die Telefon-Nummer. Wieder zurück in Dresden rief ich Anfang Februar 1988 an. Wir führten ab da lange Telefongespräche. Nach gegenseitigen Besuchen reifte der Entschluss, das weitere Leben gemeinsam zu meistern. So zog ich im Mai 1999 nach Uedem, wo ich von den Nachbarn gut aufgenommen wurde und auch seine Familie akzeptiert mich. Ich habe in den über 20 Jahren viel gesehen und dazugelernt. Manches habe ich revidiert und Vorurteile abgebaut.

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